Fake Shops sind gerade aktuell wieder verstärkt darauf aus, Konsumenten in Ihre Falle zu locken: Günstige Hygiene-Artikel oder Medikamente, die angeblich vor dem Corona-Virus schützen, die erst bezahlt werden müssen, dann aber nie ankommen. Um auf die vorderen Ränge der Suchmaschine zu kommen, schrecken sie dabei auch nicht davor zurück, Webseiten unschuldiger Bürger, Organisationen oder Unternehmen zu hacken und mit deren gutem Leumund die dortigen Besucher auf ihre Fake Shops weiterzuleiten. Das Trickreiche dabei ist, dass man durch den gewohnten Aufruf der Webseite diese Manipulation gar nicht bemerkt. Der illegale Eingriff bleibt daher vom Betreiber oft viele Jahre unbemerkt, denn die Webseiten funktionieren wie zuvor, nur dass der Betreiber plötzlich noch für ganz andere Themen gefunden wird als erwünscht. Problematisch dabei ist darüber hinaus, dass die gehackte Webseite noch mehr Schaden anrichten kann: von der Verteilung von Spam bis hin zu Ransomware. Eine Forschungsinitiative der mindUp Web + Intelligence GmbH im Verbund mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und der Cybersecurity Abteilung der BDO AG unter Mitwirkung von Verbänden und Webhostern erkennt gehackte Webseiten von außen und informiert gezielt die Betreiber.
Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Programm KMU-innovativ geförderte Projekt gliedert sich in drei Abschnitte: das Finden, das Behandeln und das Verhindern dieser Form des Hackings. Die technische Aufgabe des Auffindens der manipulierten Webseiten übernimmt die mindUp Web + Intelligence GmbH. Mit Methoden des maschinellen Lernens wird erkannt, welche Besonderheiten einer Webseite auf ein Hacking hinweisen. Hierzu werden Web-Crawling-Techniken eingesetzt, um Suchmaschinenergebnisse und die Inhalte der Webseiten mit Hilfe von Texterkennungsverfahren zu analysieren. Mit jeder erkannten Seite steigt dadurch das Wissen des Systems und trägt zur weiteren Erkennungsleistung der Künstlichen Intelligenz bei.
Die Erkennung ist jedoch nur ein Baustein im Gesamtprozess. Die Forschungsgruppe SECUSO (Security-Usability-Society) des Karlsruher Institut für Technologie (KIT) erforscht im Rahmen des Projektes, ob beispielsweise die Ansprache des Betreibers über den Webhoster oder bei Firmen über Branchenverbände eine effektive Ansprache ermöglicht. An dieser Stelle unterstützen die 1&1 Ionos SE, und die Domain Factory / Host Europe Gmbh vonseiten der Webhoster, der Baden-Württembergische Handwerkstag und der Fachverband der Elektro- und Informationstechnik Baden-Württemberg vonseiten der Branchenverbände. Die Ansprache setzt dabei auf sogenannte „Teachable Moments“, d.h. durch die Ansprache wird ausgenutzt, dass Betroffene aus dem Hacking-Angriff sensibilisiert hervorgehen. Weiterhin sollen effektive Präventionsmaterialien entwickelt werden.
Im Projekt wird ebenfalls die Frage beantwortet, wie Webseitenbetreibern die notwendigen Hilfestellungen gegeben werden können. Einerseits die Sicherheit der Webseite dauerhaft herzustellen und andererseits die missliebigen Einträge aus der Suchmaschine zu entfernen. Die BDO AG analysiert hierzu die verschiedenen zum Einsatz kommenden Angriffsvektoren. Abhängig von der Art des erfolgten Angriffs und des eingesetzten Systems, werden möglichst allgemeinverständliche Maßnahmen erarbeitet, die auch für die Prävention nutzbringend sind.
Bei der Verbreitung der Präventionsmaterialien unterstützen beispielsweise der ECO-Verband mit seinem Webseiten-Sicherheitsprojekt SIWECOS, die Inititaitve Deutschland sicher im Netz e.V. und die Allianz für Sicherheit in der Wirtschaft. Für Fälle aus der Schweiz und Österreich wirken die Swiss Internet Security Alliance und die Watchlist Internet mit.